Uni trifft Schule: Wenn Theorie und Praxis zusammenfinden

24.10.2024: Jenaer Student:innen hospitieren am WdG

Wir, eine Gruppe angehender Lehrkräfte der Friedrich-Schiller-Universität Jena, durften Ende September für drei Tage Gäste am Walddörfer- Gymnasium sein, um das Konzept der Resonanz im schulischen Kontext zu erforschen. Dieser Besuch war Teil eines erziehungswissenschaftlichen Moduls, in dem wir uns intensiv mit dem Konzept der Resonanzpädagogik beschäftigten. Unsere Motivation lag darin, den theoretischen Ansatz in der Praxis zu beobachten und zu untersuchen, wie Schule ganz konkret in der Praxis als Resonanzraum gestaltet werden kann.

Dazu teilten wir uns in drei Gruppen auf, die jeweils eine spezifische Kategorie untersuchten: Resonanz, Klassenführung und Raumpädagogik. Jede Gruppe bereitete sich mittels einschlägiger Literatur zum entsprechenden Themenfeld im Selbststudium vor. Auf Grundlage dieser theoretischen Auseinandersetzung entwickelten wir Beobachtungsprotokolle, die uns als Leitfaden für unsere Untersuchungen dienten. Unser methodisches Vorgehen basierte darauf, während des Schulbesuchs gezielt nach Indikatoren zu suchen, die uns Einblicke in die praktischen Anwendungen der Konzepte ermöglichten.

Die Resonanz steht im Zentrum unserer Analyse. Sie bezeichnet die wechselseitige Beziehung zwischen Subjekten und ihrer Umwelt, bei der beide Seiten emotional und kognitiv ansprechbar sind. Im schulischen Kontext bedeutet Resonanz eine gelungene Interaktion zwischen Lehrkräften und Schüler*innen, bei der beide Seiten aufeinander eingehen, Vertrauen aufbauen und sich gemeinsam im Lernprozess begegnen. Die Gruppe, die sich mit dem Thema Klassenführung beschäftigte, analysierte, wie Lehrkräfte durch klare Strukturen und Regeln ein positives Lernklima schaffen, das sowohl den angestrebten Ablauf des Unterrichts als auch das individuelle Wohlbefinden der Schüler*innen fördert. Eine weitere Gruppe befasste sich mit der Raumpädagogik und untersuchte, inwiefern die Gestaltung von Klassenräumen das Lernverhalten und die Interaktionen im Unterricht beeinflusst. Besonders spannend war hier die Frage, wie sich eine emotionale und persönliche Raumgestaltung positiv auf das Wohlbefinden und die Lernbereitschaft der Schüler*innen auswirkt.

Während unseres Schulbesuchs beobachteten wir zahlreiche interessante Phänomene, die die theoretischen Konzepte verdeutlichten. Ein eindrucksvoller Moment ergab sich beispielsweise im Mathematikunterricht, als die Schüler*innen über die Zahlen zwischen 0 und 1 diskutierten. Hier entstand eine Dynamik zwischen der Lehrkraft und den Lernenden, die durch gezielte Fragen der Lehrkraft einen Perspektivenwechsel und ein gemeinsames Nachdenken auslöste. Dieser Moment spiegelte eine starke Resonanz zwischen den Lerninhalten und den Schüler*innen wieder.

Darüber hinaus fielen uns die bewusste Raumgestaltung und ihre Wirkung auf das Lernen auf. Viele Klassenräume am Walddörfer-Gymnasium sind so gestaltet, dass sie eine einladende und persönliche Atmosphäre schaffen, was das Wohlbefinden der Schüler*innen deutlich steigert und sich positiv auf die Unterrichtsinteraktionen auswirkt. Eine weitere Beobachtung, die wir quer zu den einzelnen Beobachtungskategorien gemacht haben, ist die offene und einladende Atmosphäre am Walddörfer Gymnasium: Wir haben eine große Vielzahl an Lehrkräften treffen dürfen, die sich mit uns zu spezifischen Fragestellungen kollegial ausgetauscht und ihre Klassenzimmer geöffnet haben. Ein herzliches Danke dafür! Schließlich haben auch die Schülerinnen und Schüler gerne und sehr bereitwillig mit uns über ihre Erfahrungen gesprochen. Das alles hat zu unserem Eindruck einer sehr positiven Lern- und Schulklimas beigetragen.

Im Anschluss an unseren Schulbesuch steht nun die systematische Auswertung unserer Beobachtungen an. Auf Grundlage unserer Protokolle werden wir einen Forschungsbericht verfassen, der die Ergebnisse detailliert darstellt und die Bedeutung von Resonanz, resonanter Klassenführung und Raumpädagogik im schulischen Kontext weiter untersucht. Dieser Bericht soll nicht nur als Reflexionsgrundlage dienen, sondern auch dazu beitragen, das Verständnis von Unterrichtsgestaltung und Lehrer-Schüler-Interaktionen zu vertiefen.

Wir möchten uns abschließend herzlich bei den Lehrkräften des Walddörfer Gymnasiums, insbesondere bei Barbara Dammann und Frank Mehnert, für ihre Offenheit und ihr Engagement bedanken. Ihr bereitwilliges Einlassen auf unsere Untersuchungen ermöglichte uns wertvolle Einblicke in den Schulalltag und lieferte wichtige Erkenntnisse für unsere weitere wissenschaftliche Arbeit und für unsere persönliche Entwicklung als angehende Lehrkräfte.

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