Alles bewegt sich

12.07.2024: Die unbarmherzige Richterin: Die Zeit spricht ihre Urteile… 

Sie gibt, nimmt, segnet und ist Fluch: Das Phänomen der Zeit hat sich das Wahrnehmungsprofil S2 zum Gegenstand genommen und eine lose Szenenfolge entwickelt, die inhaltlich zusammengehalten wurde durch multiperspektivische Versuche, dem schleichrasenden Diktat der Zeiger über Zahlen, also des Raumes über Messkonstrukte, auf die Schliche zu kommen. Einer Ereignisspirale gleich gerieten die Darstellerinnen in der ersten Szene von einer starren Bewegungslosigkeit in eine rasende Hast, immer schneller wurden Seiten umgeblättert oder Nudeln hinuntergewürgt, als gäb´s kein Morgen. Wieso, fragte eine Figur in einem Monolog, empfinden wir Phasen der Ereignislosigkeit als lähmend, endlos, während lebensgefüllte Stunden vorüberzufliegen scheinen wie ein Blitz? Ist die Zeit ein Blick in die Ewigkeit rückwärts, oder in die Vergangenheit vorwärts? Das Unfassbare ihrer körper- und geistlosen Existenz  konstruiert sich in unserer Wahrnehmung, wo aus einem Nacheinander ein Ineinander wird, in der Entfaltung liegt ihre Logik, die wir verstehen können. Die kreativen Shots auf der Bühne gaben keine Antworten, stellten aber die entscheidenden Fragen. Am Schluss würdigte Spielleiterin Henriette Bennemann die Offenheit und Energie der jungen Darstellerinnen. Diese hinterließen ein dankbares, nachdenkliches, zum Weitersinnieren angeregtes Publikum. Ein Sprint mit präzise kalibrierter Zielankunft. (Fb)

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