12.12.25: Das zweite von zwei Weihnachtskonzerten: Zuhören, um zu hören …
(K)ein Blues unterm Baum!
Zwei Weihnachtskonzerte geben zu können ist ein Privileg, das sich der Fachbereich Musik über die Jahre mit Leidenschaft, Akribie und Fleiß erarbeitet hat, es stehen alle Jahrgangsstufen auf der Bühne und singen und musizieren zusammen. Stellt man sich die dabei bereisten Genres als globale Landmassen vor, geht man stets auf Weltfahrt und betritt alle möglichen und unmöglichen Kontinente: Orchesterwerke, Kammer- und Hammermusik (JacBeats), Weltmusik und regionale Volksweisen, Blues und Swing, Funk und Folklore, Pop und Rock, laut und leise und schwebende Vokallaborexperimentalweihnachtsjubileechoräle (Fragen hierzu bitte an Rüdiger Bültmann) ergeben einen beeindruckenden Mix, wo niemand zu kurz kommt, weil alles weit gedacht und ausgeführt ist ohne Berührungsängste. Man stellt sich vor, wie das ist, auf der Bühne zu stehen als junger Mensch, fähige Solist:innen allesamt, die viele Stunden üben, um mitmachen zu dürfen, dabei geschult werden, individuell wachsen, miteinander wachsen, zusammenwachsen, bis dieser Abend dann da ist.
Das zweite Weihnachtskonzert startete mit der Juniorbigband, die Olaf Klindtwort wieder auf den Punkt eingestellt hat. Diesmal stand der Blues im Mittelpunkt, diese Vorform des Rock´n Roll, angetrieben von Bass- und Schlagzeugfiguren im Midtempobereich, extrem variabel und keinesfalls, wie der Name suggeriert, nur „blau“, also eher die dunkleren Seite des menschliche Gemüts abtastend. Klindtwort suchte und fand diesmal im Great American Songbook, wo so allerhand Schätze lagern, die die jungen Musiker:innen stilgerecht und formidabel über die Rampe schoben. So war, als dann die BigBand der „Großen“ die Bühne betrat, die Stimmung munter und der Ton gelegt. Den Ton trafen dann auch Pia und Christoph als Leadsänger:in, beide mit einer vorzüglichen Singstimme ausgestattet, und als das letzte Stück, Mariah Careys unverwüstliches „All I want want for christmas is you“ erklang, gab es keine Hand im erneut vollen Saal, die nicht irgendwie klatschte, klopfte oder schnippte.
Als Kontrast zur bläsergetriebenen Groovemaschine der BigBands gaben sich dann, zum wiederholten Male, die JacBeats die Ehre. Diese Formation aus WdG-Oberstufenschülern in klassischer 4-Mann-Besetzung mit Gitarre, Bass, Klavier und Schlagzeug hat sich einen festen Repertoireplatz erspielt im Rahmen von Musikaufführungen, und das, wie erneut zu hören war, mit größtem Recht. Frederik F., Sänger und Pianist der Band, erklärt zum gespielten Song: „Es ist ein Gospel-Weihnachtsstück vom Oslo Gospel Chor. Zwei Nächte vor dem Konzert habe ich es rausgesucht und versucht auf unsern Stil zu arrangieren. Mit angedeuteten Songmotiven wie Imagine und We will Rock you, Soli vom Jazz-Piano als auch einem an der Gitarre und einem dramatischen Intro haben wir versucht, den Song so schnell und gut wie möglich auf uns einzustimmen und ihn mit einer tollen Performance als Weihnachtsstück rüberzubringen. Der Text erzählt über die Weihnachtsgeschichte und das süße Lied der Engel, welche uns alle nicht alleine lassen und durch die Weihnachtszeit begleiten.“ Die Engel waren da, im süßen Lied war ihre Gegenwart zu spüren und wehte die Seelen an.
Der von Anne Zugic angeleitete Kammerchor nahm sich dann Billy Joels „And so it goes“ an, einem Song über verletzte Liebe, emotionalen Rückzug und der Reflexion darüber. Passt auch in die Weihnachtszeit, wo es um „Besinnung“ geht in zuweilen wenig besinnlichen, eher besinnungslosen Zeiten. Die Exaktheit der Umsetzung dieses diffizilen Kleinods aus einem Hinterzimmer der Endachzigerjahre war beeindruckend. Toll, wie das Ensemble das Klavierstück interpretierte und akustisch verwandelte in einen A-capella-Gänsehautmoment.
Der große Chor beendete den Abend dann mit drei Stücken. „Dat du min leefste büst“ ist ein niederdeutscher so genannter „Klassiker“, ein Volkslied der Sorte „Tränen trocknen“, dabei aber doch so gelöst und heiter und federleicht, dass es schon eine Herausforderung ist, das Stück so zu singen, dass es nicht in Kitsch ersäuft und eine Distanz zum Gegenstand herstellt, die dann wiederum erlaubt, ganz in den Klängen zu versinken in Rührung. Das hat wunderbar funktioniert. Der Abend schloss mit einer, siehe/lese oben, die Ohren durchpustenden Interpretation von „Stille Nacht, Heilige Nacht“. Die choralen Schallwellen schwebten magisch durch den Saal. „Schlaf in himmlischer Ruh`…“ sangen Chor und Publikum am Ende gemeinsam. Können wir aber nicht mit dienen, 2026 gibt es neue Konzerte, auf die sich alle freuen können, die Ohren haben zu hören und Herzen zu fühlen.
Eine ausgesprochen gute Meldung am Schluss: Für den Schulverein, dessen Kassenlage eine bedenkliche Ebbe verzeichnet, wurde die stolze Spendensumme von 1.635,51 € gesammelt. Das Boot hat also wieder Wasser unterm Kiel. Wir danken allen, die gespendet haben, sehr! (Fb)


















