11.4.2025: Volksdorfer Derby im Allhorn-Stadion…
Rivalität ist Teil der menschlichen Grundausstattung, wir verorten, wer wir sind, indem wir uns abgrenzen von den anderen. Tribalverhalten nennt man sowas. Tatsache ist, dass die zwei Volksdorfer Gymnasien in einem symbiotischen Verhältnis der reziproken Wertschätzung stehen, mit gelegentlicher Beimengung einer Prise Hochmut, egal von welcher Seite. Das wäre allerdings doof, wenn das alles nicht aufgelockert würde durch Selbstironie, die der ganzen inszenierten Gefühlsgegnerschaft eine gesunde Portion Leichtigkeit hinzufügt. Man kennt sich, trifft sich, spielt für den WSV, feiert zusammen. Nur in der Frage, wer die „bessere“ Schule ist, regiert beinharter Realismus. Wir! Und „Wir“ sind immer die, die gerade gefragt werden.
Die Sehnsucht nach einem Schulderby ist schon lange groß, doch bislang klappte es nie, beide Teams zusammenzubringen. Es brauchte schon eine ordentliche Portion Willen, Organisationstalent und Kommunikation, das Event auf die Beine zu stellen. Konkret gesagt: Es brauchte Henrieke und Magdalena aus der S4, die das Projekt in die Hand nahmen. Wie, ist doch nicht so schwer, zwei Teams, paar Trikots, ein Ball – fertig. Nichts da: Platzorganisation, Schiedsrichter, Terminfindung, Aufsichten, Catering, Sanidienst, das volle Programm. Der einzige Unterschied zum großen Stadtderby zwischen Kiezkickern und Rothosen ist am ehesten noch das in diesem Fall kleinere Sicherheitskonzept. Polizei. Fanbeauftragte, Sozialarbeiter, die die Fans betreuen – das war im Vorfeld zu vernachlässigen. Einen VAR brauchte man auch nicht. Ansonsten indes gab es viel zu bedenken, der Teufel steckt im Detail.
Um 15.15 Uhr war Anpfiff. Über die Anzahl an Zuschauern wäre manch ein Bezirksligist neidisch. Ob Scouts da waren, neue Talente auf dem Kunstrasen zu entdecken, ist nicht weiter bekannt geworden, jedenfalls wäre diese zuweilen zweifelhafte Berufsgruppe am richtigen Ort gewesen, wenn es darum gegangen wäre, Nachwuchs für den Karneval zu casten. Weil Mottowoche der Abiturient:innen war, bevölkerten reihenweise Wesen aus dem Kindheitskosmos die Tribünen: Bernd das Brot, Michael Schumacher wurde gesichtet, Arielle, Bibi Blocksberg und weiteres Personal aus dem KiKa-Universum. Ziemlich bunt das Ganze, schräg, und unfassbar lustig. Stimmung sowieso gut. Wie heißt es immer: Der Platz muss brennen. Tat er nicht, ist auch gefährlich wegen des Granulats im Geläuf. Dennoch waren beide Mannschaften mit Leidenschaft bei der Sache, liefen, grätschten, passten, die ein oder andere feine Kombination gab es zu sehen. Nicht jedes Zuspiel fand sein Ziel, so ehrlich muss man sein, und man erinnert sich auch an Spiele mit mehr Torchancen, vor allem in Hälfte eins war es, sagen wir, ein von Taktik geprägter Kick. Unterhaltsam war´s allemal. In der Pause gab´s die obligatorische Wurst und Limo und Brezeln und Kuchen. Wetter war super, heiter die Gemüter (vielleicht auch angeheitert, wer weiß…).
Das Resultat: 1:4 für den Gast vom Buckhorn. Ist aber im Grunde egal, finden alle, außer den Sieger:innen, die am Ende mit einem Platzsturm für weitere Erheiterung sorgten. Das wichtigste: Nach dem Fight Hände schütteln, ein bisschen palavern, die Trikots waschen, nach dem letzten Spiel ist vor dem nächsten Spiel. Wäre toll, wenn eine Wiederauflage in nicht allzu ferner Zukunft stattfände. Da Henrieke und Magdalena gerade ihr Abi machen, liegt der Orga-Posten frei. Freiwillige vor, wenn es gilt, eine Tradition zu stiften, von der man dann eines Tages sagt: Heut ist wieder Classico. Und zwar weder in Stellingen noch auf St. Pauli, sondern Im Allhorn. Hat Spaß gemacht! (Fb)