Auf der Bühne mit den Großen

12.4.2025: Zwei Bands, ein Konzert, doppelter Genuss: NDR- und WdG-Bigband spielen eine große Show…

Nichts wird so heiß gegessen, wie es gekocht wird. Richtig? Falsch, jedenfalls gilt diese Spruchbanalität nicht für das, was die WdG-Bigband und jene vom NDR am Freitagabend des 11.4. auf der Bühne zusammengebrutzelt haben. Nicht allem, was derzeit aus den Vereinigten Staaten kommt, will man sich bedingungslos hingeben, aber vergessen wir nicht, welche Schätze von der anderen Seite des Atlantiks einst zu uns rüberkamen: Jazz und Blues, später der Funk. New Orleans, Blue Note, Birdland: Welch ein Beitrag zum Weltkulturerbe der Musik, und das ganz zollfrei. Wenn also auf der Bühne der Aula Songs, ach was: Groove-Diamanten zur Aufführung kamen, stammten die zu einem großen Teil von transatlantischen Menukarten. Blues Brothers, Stevie Wonder, Freddie Hubbard, Herbie Hancock. Das ist die Liga. In gemeinsamen Workshops haben die jungen Musiker:innen mit den Profis die vielfältigen Spielarten des Jazz erkundet. Lernen von den Besten also. 

Den Abend eröffnete die WdG-Bigband, „Everybody needs somebody to love“, gesungen von Annalena und Christoph im Duett und Thomas L. mit einem unwiderstehlichen sonnenbrillencoolen Sprechgesangspart. Der erste Song ist ja immer ein Statement, was Sache ist im folgenden Programm. Und Sache war eine Bigband in Hochform, die schob und biss und mit ihren chirurgisch-exakten Bläsersätzen die Hörgänge sandstrahlte. Die Rhythmusgruppe unterlegte das mit einem unwiderstehlichen Shuffle. Allein August S. am Schlagzeug ist eine Wucht, sein Solo mit punktgenauen Patterns brachte die Dioden am Mischpult an ihre Grenzen. Überhaupt die Soli von Bläsern, Gitarre, Piano und Bass, die sich ganz organisch einfügten in den Klangkorpus – Solos können ja auch nerven, wenn sie nur um sich selbst kreisen. Hier ging es um die Band, den Song.
Das wäre nun nichts ohne Olaf Klindtwort, dem Mentor. Musikalischer Leiter, Dirigent, Pädagoge, musikalisches Universum. Wie viel Zeit, Können, Energie und Fingerspitzengefühl nötig sind, um auf diesem Niveau eine Schüler:innenband zusammenzubauen, die klingt, als käme sie geradewegs von einem Musikfestival auf der Fifth Avenue, lässt sich vielleicht ermessen, aber so richtig begreifen kann man das nicht. „We are the champions“ von Queen im Schlussteil des ersten Sets – Freddie wird im Himmel angestoßen haben, was man aus dem Queen-Siegerfetzen machen kann in einem Hamburger Vorort – den Titel kann man in diesem Sinne als Understatement verstehen.

Nach einer Pause enterte dann die NDR Bigband die Bühne. Unter der Leitung von Steffen Schorn wurde ein Songzyklus in Szene gesetzt, der in Sachen Perfektion, Spielfreude und Komplexität das Publikum begeisterte. Die Ohren immer nah an der Überforderung, wenn die Solokaskaden Tonfolgen in irrsinniger Geschwindigkeit über die Rampe schoben. Profis eben, große Könner. Das begeisterte Publikum sparte nicht mit Hurras.

Das WdG ist sehr dankbar, dass die NDR Bigband bei uns zu Gast war und den jungen Musiker:innen die gemeinsame Proben- und  Konzerterfahrung ermöglicht hat. Wir sind gespannt, was Olaf Klindtwort sich zum Sommerkonzert ausdenken wird, denn eines ist sicher: Er wird mit seiner ambitionierten Band noch die ein oder andere Songperle veredeln. Erneut ein großer Abend. (Fb)

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