Back from Wolfenbüttel 2025

10.4.2025: Die trauen sich was: Großer Chor und A-Orchester auf faszinierenden Klangexpeditionen…

Das A-Orchester und der Große Chor fahren jedes Jahr für einige Tage nach Wolfenbüttel, um gemeinsam zu proben, und jedes Jahr gibt es anschließend ein Aulakonzert mit den Resultaten des Ausflugs in die niedersächsische Provinz. Tradition, tief verankert im Schulleben des WdG. Das ist dann aber der Wiederholung auch genug, denn anstatt altbewährte Nummern aufzuführen, ist jedes Konzert ein Unikum, eine Premiere, einzigartig in seiner programmatischen Körperlichkeit. Nichts Aufgewärmtes also, statt dessen künstlerische Garküche, alles frisch, und zwar auf Gourmet-Niveau.
Am 9.4. startete der Abend mit zwei Chornummern, als Opener „You´re the voice“, ein, wie man das damals nannte, „Smash“ aus den 80ern, und im Anschluss „Gabriellas Sang“ von Stefan Nilsson, das kennt nicht jeder, bekannter ist der Film, aus dem das Lied stammt, „Wie im Himmel“. Sehr anspruchsvoll und herausfordernd sowohl für das Dirigat von Anne Zugic wie für die Männerstimmen im ersten Liedteil, die es mit Hingabe schafften, den Lyrics über Selbstbefreiung und Selbstbestimmung einer jungen Frau Leben, Seele, Transzendenz einzuhauchen.
Dann: Benjamin Godards „Idylle“ und „Allegretto“ aus der „Suite de trois morceaux“ für Flöte und Orchester. Das muss man als Aufführungswerk in der Schulpraxis wahrscheinlich mit der Lupe suchen. Anspruchsvoll. Es erfordert dynamisches Orchesterspiel, mit Charisma dirigiert von Claudia Cerachowitz, und vor allem eine technisch ausgefeilte Solo-Flöte, die von Carlotta C. aus dem Musik-Profil S4 souverän und lyrisch vortrefflich interpretiert wurde.
Der zweite Konzertteil bestand aus dem Liederzyklus „Sonne, Mond und Sterne“ des Komponisten Peter Schindler, der eine berühmte Volksliedsammlung aus dem frühen 19. Jahrhundert, „Des Knaben Wunderhorn“, als Werk für Chor und Orchester vertont hat. Romantik, wohin man blickt: Es geht um Sehnsucht, Leben und Sterben, Liebe natürlich, das gelungene und das verfehlte Leben und das dazwischen, um Lachen und Trauern. Großes Drama, das sich täglich vollzieht in jedermanns Dasein. Was man hört, ist ein zwischen den Polen schwingendes melodiöses Klangwerk, das in einem schmetternden Stakkato mal an die Titelmelodie von „Fluch der Karibik“ erinnert, in leisen Passagen an die Balladen des frühen Elton John, in schwelgenden gar an die Grazie von Schubert-Liedern. Claudia Cerachowitz, Anne Zugic und Rüdiger Bültmann wussten mit ihrer Energie all das zu lenken und zu kondensieren vorne am Dirigentenpult. Was Orchester und Chor hier boten, begeisterte die Zuhörer, weil das präzise Zusammenwirken von Stimmen und Instrumenten eine enorme künstlerische Wucht entfaltete. Pausen, und wer mal gemeinsam mit anderen musiziert hat, weiß, wie schwer das ist, waren so exakt gesetzt, dass man die sprichwörtliche Stecknadel hätte fallen hören. Wenn sich dann allmählich der Klangberg wieder aufbaute bis zum großen Finale – großartig!
Am Ende Ovationen in der vollen Aula, und obwohl alle brav sitzen blieben: Die Hände dürften vom Klatschen noch ein paar Tage schmerzen. (Fb)

Mehr lesen...